Emmi – für sie gab es dann doch noch ein Happyend

Es begann am 17.05.2018 in Braila. Da kamen zwei kleine unschuldige Hundemädchen auf die Welt, die einfach nur das Pech hatten, im falschen Land ungewollt geboren zu werden. Ihr großes Glück war, dass es dort, wo sie geboren wurden, auch ein paar gute, tierliebe Menschen gab. Sie haben die Mama gefüttert und sich gekümmert, so gut es ging. Allerdings hielt das kleine Familienglück auf der Straße nicht lange. Es kam, wie es kommen musste und die Mama wurde vergiftet. Zum Glück haben die zwei Hundekinder nichts von dem Gift aufgenommen und die betroffenen netten Menschen, die die Hundefamilie unterstützt haben, haben unsere Tierschützerin Aurelia angerufen und um Hilfe gebeten. Denn alleine auf der Straße waren die noch sehr kleinen Hundekinder verloren.
Man gab ihnen die Namen Pic und Poc. Leider hatte Aurelia in ihrem Yard zu der Zeit keinen Platz für die zwei und so wuchsen die Hundekinder bei tierlieben Bekannten von Aurelia auf. Es waren sehr arme Menschen, die aber ein Herz für die Hunde hatten und ihnen auf ihrem Gelände Schutz vor den Hundefängern gewährten. Das Leben dort war aus deutscher Sicht für zwei Hundekinder nicht besonders toll…. Tagsüber durften sie unter Aufsicht stundenweise auf dem Gelände rumlaufen. Den Rest des Tages verbrachten sie schon im Welpenalter an der Kette. Vom Regen in die Traufe? Für uns wirklich furchtbar. Ich habe sehr unter den Bildern gelitten, war aber hilflos. Meine Pflegestellenplätze waren überbelegt. Aurelia war mehr als voll, wie alle anderen Tierschützer, die wir ebenfalls um Hilfe baten. Beide Hundemädels hatten von Anfang an ein Posting, aber niemand wollte sie. Blieb also nur, Augen zu und durch.
Endlich gab es bei Aurelia noch vor dem Winter 2018 Platz und die zwei durften umziehen. Damals waren die beiden schon sehr schüchtern, da sie bisher überhaupt nichts im Leben kennengelernt hatten. Wir hatten große Sorgen, dass sie sich zu Angsthunden entwickeln, wenn sie noch länger in Rumänien bleiben müssten.
Da ein neuer Lebensabschnitt beginnen sollte, wurden sie Katy und Jeny getauft. Jeny war die schüchternere von beiden und suchte ständig Schutz bei ihrer „großen“ Schwester Katy. Das Glück der beiden währte leider nur kurz und Katy wurde bei einer Massenbeißerei (was leider auf Grund der Menge an Hunden immer wieder passieren kann, da die Hunde den Großteil der Zeit ohne menschliche Aufsicht sind) totgebissen. Aurelia fand Katy morgens, als sie zum Saubermachen kam, tot auf. Ebenso wie eine total verschreckte und verschüchterte Jeny, die sich von da an nur noch verkroch. Für sie war eine Welt zusammengebrochen. Ihr einziger Halt war nun auch nicht mehr da. Wir waren erschüttert. Und gerade, wenn man so ein Hundeschicksal von Anfang an verfolgt, trifft es einem besonders hart.
Außerdem wissen wir, dass die ängstlichen Hunde bei einer Beißerei die ersten „Opfer“ sind. Also war klar, dass es auch für Jeny gefährlich war, weiter in Rumänien zu bleiben. Wieder haben wir alles versucht eine Pflegestelle oder Endstelle für das ängstliche junge Hundemädchen zu finden. Ohne Erfolg. Da mich die Sache schlaflose Nächte gekostet hat, war vor Weihnachten klar: so kann es nicht weitergehen. Egal ob ich Platz habe oder nicht, mit dem ersten Transport, der im neuen Jahr fährt, kommt die Maus zu uns.
Und so war es auch. Anfang Januar 2019 stieg die Maus in Deutschland aus dem Trapo, um endlich in ein wirklich tolles und glückliches Hundeleben zu starten. Wir besserten als erstes mal ihren Namen aus und fügten der „Jeny“ noch ein „n“ hinzu, so dass sie ab sofort Jenny hieß. Allerdings nannten wir sie liebevoll „Fleckenteufel“, weil das irgendwie zu ihr passte. Und was soll ich sagen: in Rumänien total verstört, nichts schönes im Leben gehabt. Im Alter von ein paar Wochen versucht an der toten Mama Milch zu trinken, die Mama sterben sehen, an der Kette groß geworden, dann zugesehen, wie die Schwester totgebissen wurde.. und was kam bei uns an? Ein tolles, freundliches, mutiges und neugieriges junges Hundemädchen, das bereit war, die Welt zu erkunden.
Wir hatten selten von Anfang an einen so tollen und ausgeglichenen, offenen und fröhlichen jungen Hund. Klar, war sie in neuen Situationen anfangs etwas unsicher, aber immer bereit sich alles anzuschauen und kennenzulernen. Sie lief im Rudel mit, ging mit in die Hundeschule und hatte bereits nach ein paar Wochen eine richtig tolle Anfage.
Ein junges reiselustiges, bodenständiges Paar, beide totale Hundeanfänger waren bereit für Jenny und bereit, etwas über Hunde zu lernen. Nachdem klar war, Jenny passt zu den beiden wie die Faust aufs Auge und auch umgekehrt, ist sie am 15.02.2019 mit zwei Wochen Probezeit ausgezogen und auch – wie erwartet – nicht mehr zurückgekommen. Mittlerweile heißt sie Emmi, hat ein absolutes Traumzuhause und bereist mit ihren Menschen die Welt. Keiner unserer Hunde ist je soviel herumgekommen. Wir haben unzählige Urlaubsfotos von den Dreien gesehen und am Besten gefällt es der Emmi in den Bergen. Gereist wird im Wohnmobil, was kurz nach Emmis Einzug auch extra angeschafft wurde, damit sie überall mit hin kann. Es ist ein Traum diesen Hund so zu sehen. Bessere Menschen hätten wir uns für sie nicht wünschen können. Sie haben alle Ratschläge und Tipps angenommen, immer bei uns um Rat gefragt, wenn sie mal nicht wussten, wie sie am Besten eine Situation managen können und haben Emmi wirklich jede Unsicherheit genommen. Sie ist heute eine stolze, mit allem und jedem verträgliche und offene Hundedame.
Das zeigt mal wieder, wie anpassungsfähig die Hunde sind. Wenn man sich nur ein bisschen Mühe gibt und in das Verhalten eines Hundes rein versetzt, den Hund artgerecht unterstützt und führt, dann hat man einen wahnsinnig tollen Begleiter – ein Hundeleben lang.